Unsere zweite Haut –

Die Kleidung

 

Wo unsere Kleidung herkommt und unter welchen Bedingungen sie hergestellt wurde, wissen wir selten. Die vorliegenden Informationen, mit Verweisen und Darstellungen der Label, sind Orientierungshilfen beim Einkauf.

 

 

 

Was Sie noch zum Einkauf wissen sollten:

 

Vor wenigen Jahren hätte man noch ohne Bedenken Naturprodukten wie der Baumwolle den Vorzug gegenüber synthetischen Textilstoffen gegeben.

Der heutige Forschungs- und Entwicklungsstand in der Textilproduktion, insbesondere bei synthetischen Stoffen, hat eine rasante und im Ergebnis zugleich überwiegend gesundheitsverträgliche Veränderung erfahren.

Synthetische Fasern sind heute oft gesundheitsverträglicher als herkömmlich produzierte Baumwolle, bei der die natürliche Ressourcen mit Dünger und Pestiziden belastet werden. Synthetische Fasern haben ferner einen geringeren Verschleiß und sind leichter zu pflegen. Sie sind oft preiswerter als Seide, Baumwolle und Wolle und sind daher mindestens gleichwertig.

 

 

 

Viskose u. Modal

Regeneratfasern aus Holz (Chemiefasern)

 

Eigenschaften: Viskose ist sehr saugfähig, knittert stark, geringe Reißfestigkeit.

Modal ist reißfester und formbeständiger als Viskose.

 

Holz (Zellulose wird durch großen Einsatz von Chemikalien und Energie verflüssigt und zu Fasern gesponnen.

 

 

 

Acetat- u. Triacetat

Regenratfaser aus Holz (Chemiefaser)

 

Eigenschaften: Acetat ist hitzempfindlich, schnell trocknend, knittert wenig, nimmt wenig Feuchtigkeit auf, ist empfindlich gegen Aceton.

Triacetat ist wie Acetat nur wesentlich hitzebeständiger.

 

Holz (Zellulose) wird mit viel Energie und Chemikalien verflüssigt und zu Fasern gesponnen.

 

 

 

Lyocell

Regenratfaser aus Holz (Chemiefaser)

 

Eigenschaften: gute Reißfestigkeit, gute Saugfähigkeit.

 

Holz (Zellulose) wird mit organischen Lösungsmitteln gelöst und versponnen.

Dieses Lösungsmittel kann weitgehend zurückgenommen werden und wiederverwertet werden.

 

 

 

Cupro

Regenratfaser aus Holz (Chemiefaser)

 

Eigenschaften: große Saugfähigkeit, geringe Festigkeit, seidenartiges Aussehen.

Holz (Zellulose) wird mit Kupfersalzlösung gelöst und versponnen. Sehr starke Abwasserbelastung durch Kupferionen.

 

 

 

Synthesefasern

Chemiefasern)

 

Aus Erdöl und Kohle werden durch chemische Prozesse Fasern gewonnen.

 

 

 

Polyester

Markennamen: Trevira, Diolen, Dacron

 

Eigenschaften: knitterarm, reißfest, scheuerfest, nicht einlaufend, schnell trocknend.

Für die Herstellung werden nicht nachwachsende Rohstoffe wie Erdöl und Erdgas verarbeitet.

Der Energieverbrauch ist relativ gering und reine Polyesterkleidung lässt sich leicht recyceln.

 

 

 

Polyamid

Markennamen: Enkalon, Tactel, Nylon

 

Eigenschaften: knitterarm, reißfest, scheuerfest, hitze-empfindlich. Umweltbelastung durch Verbrauch nicht nachwachsender Rohstoffe mit großem Energieeinsatz.

 

 

 

Polyacryl

Markennamen: Dralon, Orlon, Dolan, ...

Eigenschaften: besonders wärmend, da die Faser bauschig und stark gekräuselt hergestellt wird, unempfindlich gegen Licht.

Umweltbelastung durch Verbrauch nicht nachwachsender Rohstoffe und großem Energieeinsatz.

 

 

Polypropylen

Markennamen: Meraklon (wird zu Sportunterwäsche verarbeitet)

 

Eigenschaften: nimmt keine Feuchtigkeit auf, Wärmehaltung

Es werden nicht nachwachsende Rohstoffe verbraucht, Verarbeitung aber relativ unproblematisch.

 

 

Polyurethan

Markennamen: Alcantara, Amaretta, (wird zu Lederimitaten und Kunststoffbeschichtung bei Kleidung verarbeitet)

 

Eigenschaften: empfindlich gegen Reibung, Schweiß und Licht.

Bei der Herstellung entstehen große gesundheitliche Belastungen für die Arbeiter und es werden nicht nachwachsende Rohstoffe verarbeitet.

 

 

Elasthan

Markennamen: Lycra, Dorlastan, Spandex (wird aus Polyuretan hergestellt)

 

Eigenschaften: dehnbar, elastisch, haltbarer als Gummi.

 

Eigenschaften: empfindlich gegen Reibung, Schweiß und Licht.

Bei der Herstellung entstehen große gesundheitliche Belastungen für die Arbeiter und es werden nicht nachwachsende Rohstoffe verarbeitet.

 

 

Polychlorid (PVC)

Markennamen: Rhovyl, Clevyl, Leavyl, Faser wird zu Webpelzen und Gesundheitsunterwäsche verarbeitet

 

Eigenschaften: sehr wärmeempfindlich, nicht bügelfest, nicht reinigungsbeständig.

Allerdings gehört PVC in der Herstellung und Entsorgung zu den umweltschädlichsten und gesundheitsbedenklichsten Kunststoffe.

 

 

 

Freizeit- und Wetterkleidung

W W A = wasserdicht, winddicht, atmungsaktiv.

Von außen soll die Kleidung wasser- und windabweisend sein, Körperfeuchtigkeit soll von innen nach außen durchgehen.

 

Es gibt verschiedene High-Tech Konstruktionen:

 

 

1. Membranen

Zwischen Oberstoff und Futterstoff wird eine Membran eingearbeitet.

Markennamen: Gore-tex (PTFE = Teflon) bei Herstellung und Entsorgung fallen giftige Gase an.

Sympatex (100 % Polyester) umweltfreundlicher.

 

 

 

2. Beschichtungen

Mikroporöse Beschichtungen werden auf der Rückseite des Oberstoffes aufgetragen.

Markennamen: Everesh, Entrant, Cyclone (meist Polyurethan)

 

Wichtig: Membranen und Beschichtungen sind gegenüber mechanischen Verletzungen empfindlich. Daher diese Kleidung nicht ändern und eventuelle nötige Reparaturen verkleben und nicht nähen.

Diese Kleidung kann gewaschen werden, aber keinen Weichspüler einsetzen.

 

 

 

3. Microfasern

Sind feinste Chemiefasern, die extrem dicht gewebt werden können und ev. zusätzlich beschichtet sind.

Markennamen: Tactel, Trevira Finesse, Belseta, Super-Microft (Polyester oder Polyamid)

 

 

 

Einkaufs- und Gebrauchstipps

Kleidung gezielt einkaufen

Billigangebote kritisch prüfen

Die Materialkennzeichnung beachten

Stark bunt gefärbte Kleidung meiden – enthalten evtl. krebserregende Farbstoffe

Textilien mit Hinweis „Farbe läuft aus" oder „separat waschen" meiden

Textilien mit starkem chemischen Geruch nicht kaufen

Naturtextilien aus ökologischem Anbau bzw. aus artgerechter Tierhaltung bevorzugen

Textilien mit Öko-Kennzeichnung bevorzugen – die Labels aber kritisch hinterfragen

Textilien, wie Unterwäsche, Nachtwäsche, Kinderkleidung und Bettwäsche, vor dem ersten Tragen waschen

Babykleidung besser erst zwei- bis dreimal waschen oder auf Flohmärkten kaufen

 

 

 

Wer wir sind

Die europaweite Kampagne zur Herstellung unserer Kleidung unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen (clean clothes) hat uns bereits seit 1996 zu einem regelmäßig tagenden Textilaktionsbündnid zusammengeführt. Seitdem haben wir versucht, mit Ausstellungen, Vorträgen, Gesprächen mit hiesigen Modehäusern, Kleidertauschbörsen und anderen Aktionen unser und das Bewusstsein der Giessener Bürger/innen für das Anliegen einer Sozialcharta im Handel mit Kleidung zu wecken. Längst ist daraus eine Agenda-Gruppe geworden, die sich im Rahmen der Giessener Lokalen Agenda 21 mit der Herstellung und der lokalen Vermarktung unserer Kleidung unter fairen Arbeitsbedingungen, umweltschonenden und hautfreundlichen Herstellungsarten befasst.

Wir, das sind:

Arbeitsgemeinschaft Giessener Frauenverbände, Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF), Elisabeth-Selbert-Verein (Träger des FrauenKulturZentrums), Ev. Familienbildungsstätte Gießen, Ev. Frauenhilfe, Ev. Studentinnengemeinde Gießen (ESG), Ev. Lukasgemeinde, Frauen-Agenda-Gruppe Gießen, Frauen für den Frieden, Interessengemeinschaft bi-nationaler Familien (iaf), Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands (kdf), Verbraucherzentrale Hessen (Beratungsstelle Gießen), Weltladen Gießen und Verein für Interkulturelle Bildung und Begegnungen (VIBB). Unterstützt werden die Aktionen durch das Frauendezernat – Frauenbüro – Agenda-Büro der Universitätsstadt Gießen.

 

 

Impressum: Magistrat der Stadt Gießen

Frauendezernat – Frauenbüro – Agenda-Büro

Stand: Dezember 2000

 

 

Baumwolle

Samenfasern der Baumwollpflanze (Naturfaser)

 

Gütezeichen für reine Baumwolle

 

Makobaumwolle ist sehr feine, langfaserige ägyptische Baumwolle.

Eigenschaften: sehr saugfähig, reißfest, knittert leicht, strapazierfähig, luftdurchlässig, waschen und bügeln bei hohen Temperaturen möglich.

Bei herkömmlichem Baumwollanbau ist ein hoher Pestizideinsatz nötig. Dies führt zur Vergiftung der Böden, des Grundwassers und zu starken Gesundheitsbelastungen der Beschäftigten.

Baumwolle ist ein nachwachsender Rohstoff.

 

 

 

Leinen

Fasern aus den Stängeln der Flachspflanze (Naturfaser)

 

Gütezeichen für Reinleinen

 

Gütezeichen für Halbleinen (mindestens 40 % Leinen mit Baumwolle verwebt)

 

Eigenschaften: sehr saugfähig, sehr reißfest, knittert stark, waschen und bügeln bei hohen Temperaturen möglich.

Der Anbau ist relativ wenig umweltbelastend, da ein geringer Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden nötig ist.

Leinen (Flachs) ist ein nachwachsender Rohstoff.

 

 

 

Hanf

Fasern aus den Stängeln der Hanfpflanze (Naturfaser)

Eigenschaften: sehr saugfähig, sehr reißfest

Der Anbau ist relativ wenig umweltbelastend. Hanf ist ein nachwachsender Rohstoff.

 

 

 

Wolle

Fasern vom Fell der Schafe (Naturfaser)

 

„Schurwolle" ist Wolle, die vom lebenden Schaf geschoren und zum ersten Mal verarbeitet wird.

 

Gütezeichen für reine Schurwolle

 

„Reine Wolle" kann wiederaufbereitete Garne aus Wollabfällen (Reißwolle) enthalten.

„Lambswool" ist die Wolle der ersten Schur eines Schafes. Sie ist fein und weich aber nicht strapazierfähig.

„Shetlandwolle" ist gröbere, wenig gekräuselte Wolle einer Schafrasse der Shetlandinseln.

Eigenschaften: gutes Warmhaltevermögen, sehr hohe Feuchtigkeitsaufnahme, knitterarm, filzt leicht, anfällig gegen Mottenfraß, bindet Gerüche und Staub.

 

„Combi-Wollsiegel"

Gütezeichen für Fasermischungen z. B. aus 80 % Schurwolle u. 20 % Polyester.

 

Bei der intensiven Schafhaltung ist ein großer Pestizideinsatz zur Parasitenbekämpfung nötig. Geringe Rückstände können im Kleidungsstück noch enthalten sein. Wolle ist ein nachwachsender Rohstoff.

 

 

 

Seide

Faser aus dem Kokon der Seidenraupe (Naturfaser)

 

Gütezeichen für reine Seide

 

„Maulbeerseide" ist eine Zuchtseide mit feiner, gleichmäßiger Faser.

„Tussah- oder Wildseide" wird aus Kokons von wildlebenden Seidenraupen gewonnen und hat eine unregelmäßige Struktur.

„Bouretteseide" wird aus kurzen Fadenbruchstücken gefertigt und hat eine unregelmäßige, noppige Struktur.

„Sandwash-Seide" (Waschseide) ist Maulbeerseide, die mehrmals gewaschen und auf Spezialmaschinen aufgeraut wird. Die Fasern werden dadurch stark geschädigt.

Eigenschaften: feine, weichen, glatte, glänzende Faser, aufwendig in der Pflege, hohe Feuchtigkeitsaufnahme, nicht geeignet als Strapazierkleidung.

Bei der Stoffherstellung und –veredelung werden große Mengen Chemikalien und Pestizide eingesetzt, die gesundheitliche ökologische Belastungen bringen.

Seide ist ein nachwachsender Rohstoff.

 

 

 

Kennzeichnung umweltfreundlicher Textilien

 

„best" Naturtextil

Derzeit höchster ökologischer, gesundheitlicher und sozialer Standard.

 

„better" Naturtextil

Anforderungen wie bei „best", nur dürfen die Fasern aus konventionellem Anbau sein.

 

reine Schadstoffprüfung am Endprodukt

 

reine Schadstoffprüfung am Endprodukt

 

Bei Baumwolle hohe Anforderungen an ökologische, gesundheitliche u. soziale Aspekte.

 

Von der Verbrauchern müsste ein einheitliches Öko-Siegel mit eindeutigen und überprüfbaren Kriterien als Orientierungshilfe gefordert werden.

 

 

 

Wohin mit der Altkleidung?

 

Wer seinen Kleiderkonsum reduziert, trägt dazu bei, sich und die Umwelt weniger zu belasten.

Die beste Verwendung für tragfähige Kleidung ist die Weitergabe vor Ort.

 

Sie kann auch an konkrete Hilfsprojekte im Ausland weitergegeben werden, bei denen sichergestellt ist, wer sie bekommt.

Sie kann in Second-Hand-Läden oder auf Kleidertausch-Börsen gegeben werden.

Der Verkauf auf Flohmärkten ist möglich.

 

 

Vorsicht bei Altkleidersammlungen!

Gewerbliche Sammler wirtschaften fast ausschließlich in die eigene Tasche.

Wird im Namen karitativer Organisationen gesammelt, erhalten diese nur einen kleinen Teil des Erlöses.

Durch Altkleiderimporte in die Entwicklungsländer wird die dortige Textilindustrie und das Textilhandwerk verdrängt.

Empfehlenswert sind Sammlungen von Verbänden, die sich dem Dachverband Fairwertung angeschlossen haben.

Die Sammelsäcke tragen dieses Fairwertung-Logo.

 

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