Von Christoph von Gallera

BIEBERTAL. Sabine Kleischmann aus dem hessischen Biebertal spart nicht mit
Kritik, geht es um den MKS-Einsatz der Veterinäre der Staatlichen
Veterinärämter der Landkreise Gießen und Lahn-Dill. Krofdorf-Gleiberg,
Ortsteil der Gemeinde Wettenberg im Landkreis Gießen und die benachbarte
Gemeinde Biebertal mit ihrem Ortsteil Königsberg standen während des den
dreitägigen Ausnahmezustands im April im Brennpunkt der Öffentlichkeit.

Auch die Methode des eilig zusammengerufenen Krisenstabs. Noch einige Tage vor
dem Auftauchen der hessischen MKS-Verdachtsfälle hatte der Bundesverband der
beamteten Tierärzte in Fulda die Möglichkeiten der Bekämpfung der Maul-und
Klauenseuche während einer Fachtagung auf die Schwierigkeiten der Diagnose
besonders bei Schafen hingewiesen.

Hier setzt Kleischmanns Kritik an. Seit dem Maul-und-Klauen-Seuchen-Krisenszenario

existieren die Schafe der Tierärztin nicht mehr. Sie fielen der Vorsorgepolitik zum Opfer.

Kleischmann hält die Vorgehensweise der Behörden an manchen Stellen für voreilig und
überzogen.

Sie betont, dass sie sehr wohl die Tötung ihrer Herde eingesehen hätte, wenn
denn sich der Verdacht der Maul- und Klauenseuche bestätigt hätte. Da aber
inzwischen sogar die letzten Schleusen abgebaut werden und sie darüber
hinaus zu keinem Zeitpunkt von den zuständigen Behörden über den Stand der
Dinge geschweige denn über die bevorstehende Keulung ihrer Herde informiert
worden sei, vermutet sie, dass ihre Herde letztlich das Opfer übereilten
Handelns ihrer beamteten Kollegen geworden ist.

Genauso ist sie verärgert über den Verdacht, sie habe ihre Tiere an den Veterinären vorbei in
Sicherheit bringen wollen.

Noch am Mittwoch hatte der Herborner Veterinäramtsleiter Dr. Hans Riethmüller
während der MKS-Untersuchungen auf Hofgut Bubenrod  gegenüber Journalisten
den Verdacht geäußert, Sabine Kleischmann habe ihre Herde der vorschriftsmäßigen Keulung
entziehen wollen.

Sabine Kleischmanns Herde war in den Verdacht geraten, mit MKS infiziert
worden zu sein, weil zufällig neben der ebenfalls gekeulten Schafherde von
Anne Best gestanden hatte. ".Eine MKS-Symptomatik hatte beim Bestand der
Bests Behördenangaben zufolge jedenfalls nicht vorgelegen. Die Keulung wurde
angeordnet, nachdem die Amtstierärzte erfahren hatten, dass ein
ausgeliehener Zuchtbock bereits vor 14 Tagen aus den Beständen des Hofguts
an die Krofdorfer Gärtnerei Leib zurück gegeben wurde.

Außerdem war ein Bewohner des Hofguts vor vier Wochen von einem Englandaufenthalt zurück
gekommen", berichtete Sabine Kleischmann zu den Keulungshintergründen.
Dass ihre eigenen Tiere getötet wurden, hält sie für vorschnelles Handeln
nach leichtfertiger Diagnosestellung. "Von den Herbornern Veterinären wurde
mir gesagt, in Krofdorf läge hundertprozentig ein Fall von MKS, das bevor
überhaupt irgendwelche Untersuchungsergebnisse feststanden", erklärt
Kleischmann.

Selbst erfahrene Praktiker rieten dazu, sich vor einer
endgültigen positiven Diagnose eingehend zu vergewissern. Gerade mit Blick
auf die nahegelegene Justus-Liebig-Universität mit ihren Experten sei die
Möglichkeit einer Diagnoseabsicherung gegeben gewesen. "Gerade bei Schafen
ist MKS äußerst schwer zu erkennen. Wenn sich zum Beispiel zwei oder drei
erfahrene Schafpraktiker einig in der Diagnose gewesen wären, dann hätte ich
diese Maßnahme sofort nachvollziehen können. So kann ich nur sagen, dass bei
der Bewältigung künftiger MKS-Alarme genügend in dieser Tierart erfahrene
Kollegen rekrutiert werden sollten. Dies war hier offensichtlich nicht der
Fall."

Kleischmann wundert sich darüber, dass ihre Tiere getötet wurden,
nachdem das Ergebnis der ersten Proben von Krofdorf-Gleiberg und vom Bestand
des Hofgut Bubenrod negativ waren. Sie weist aif entsprechende Bestimmung in
der Maul- und Klauenseuchenverordnung hin, die zunächst eine Quarantäne
zulassen , wie dies jetzt auch in Bayern geschehen ist.

Abgesehen spreche dieselbe Verordnung davon, dass im Verdachtsfall
ein Bestand getötet werden kann, aber nicht muss.

Noch unverständerlicher ist für sie, das der Rest ihres Bestandes, der auf der Weide
außerhalb Bubenrods stand, getötet wurde, obwohl ein paar Stunden
später die negativen Endergebnisse des MKS-Test
vorlagen.

Als Begründung sei ihr dazu angeben worden, sie sei mögliche Überträgerin
des Virus. Anderseits seien weder sie noch ihr Auto zu irgendeinem Zeitpunkt
desinfiziert worden. Insgesamt seien die Sperren um Bubenrod durchlässig
gewesen.

Für die nähere Zukunft schließt Sabine Kleischmann jedenfalls aus, dass sie
sich noch einmal Schafe anschafft. "Ich möchte mich einer solchen
Behördenwillkür nicht noch einmal aussetzen".

 

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