Von Christoph von Gallera

 

Das kleine gelbe Schild in der Nähe des Hessen-Standes in Halle 16 auf der Cebit 2001 gibt Auskunft: Hessen rangiert auf Platz Fünf der Beliebtheit in Sachen Innovationsfreudigkeit und IT-Aufgeschlossenheit nach den "B-Bundesländern" Bayern, Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg.

Und aus Hessen, genauer gesagt aus den Reihen der Gießener Universitätsklinik, kommt ein Beitrag, der sich auf der Cebit als Renner herausgestellt hat: Healthbase.

Publikumsmagnet auf der Cebit 2001: Der Stand der Uniklinik Gießen

"Mit schuld daran ist wohl auch das Fahrrad", meint Lorenzo Quinzio schmunzelnd. Er ist Anästhesist am Zentrum für Chirurgie der Justus-Liebig-Universität Gießen und zusammen mit seinem Kollegen Andreas Jost mit für die Standbetreuung verantwortlich.

Das Fahrrad ist eine Leihgabe der Deutschen Telekom AG, ein echtes Tour-de-France-Rennrad, selbst schon ein Hingucker. Und rund um das Fahrrad sind jede Menge Apparate aufgebaut, komplizierte medizinische Geräte. Und in Kopfhöhe scheinen zwei großflächige Monitore zu schweben, auf denen zu bestimmten Zeiten Messkurven erscheinen. Die Kurven geben Auskunft über Blutdruck, Herzfrequenzen und andere medizinische wichtige Daten. Erzeugt werden die Daten von neugierigen Cebit-Besuchern, die zu den Vorführzeiten am Stand der Gießener vorbei kommen und sich in die Geheimnisse der Telemedizin einweisen lassen. Denn die ist in Verbindung mit dem Begriff Healthbase der eigentliche Clou, der sogar Politiker und große Sendeanstalten auf die Leistung der Gießener hat aufmerksam werden lassen.

Healthbase ist ein Projekt, das in hessisch-bayerischer Gemeinschaftsarbeit von Professor Gunter Hempelmann, Leiter der Abteilung Anaesthesiologie und Operative Intensivmedizin am Klinikum der Justus-Liebig-Universität Gießen und seinem Kollegen Professor Jörg Rüdiger Siewert zusammen mit Professor Kurt Marquardt entwickelt wurde.

Marquardt leitet das Ressort für Klinische und Administrative Datenverarbeitung am Klinikum Gießen
.Professor Gunter Hempelmann und Professor Kurt Marquardt

Dass die große Öffentlichkeit erst jetzt während der Cebit 2001 auf Healthbase aufmerksam wurde, ist Marquardt nicht ganz unrecht. "Wir hatten so Ruhe, unser Projekt gründlich zu entwickeln".

Mit Healthbase soll es möglich sein, dass der "ganz normale Landarzt" auf digitaler Basis an Krankenakten herankommt. Damit mit den Daten kein Schindluder getrieben wird, müssen sich sowohl der Arzt als auch der Patient über einen elektronischen Schlüssel identifizieren. Wie Healthbase in der Praxis funktionieren kann, zeigten die publikumswirksamen Fahrradtests: Wer sich auf das Fahrrad setzte, wurde verkabelt. Die Daten wurden erfasst und ins Internet überspielt. "Mit dem Zugangscode könnte sich ein Arzt nun für weitere Behandlungen die Daten ansehen und am Ort gleich reagieren", erklärt Quinzio.

Das Ziel der hessisch-bayerischen Initiative liegt in der weltweiten Vermarktung dieser digitalen Krankenakte. Wie Marquardt sagte, konnte als Wirtschaftspartner eine Münchner Multimediagentur gewonnen werden, die das Produkt mit vertreiben will.

 

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